Fachexkursion der RDB – Bezirksgruppe Hambach vom 22.05.19 – 25.05.19
- Neuburg an der Donau –
„Mittelalter, Eurofighter und Autopolitur“
Am Mittwoch den 10.05.19 pünktlich gegen 06:00 startete die diesjährige Fachexkursion der Bezirksgruppe Tagebau Hambach mit dem Ziel „ Neuburg an der Donau“ in Bayern.
Nach einer staufreien Fahrt erreichten wir gegen Nachmittag unser Sporthotel in Neuburg – Rodenhof. Dort wurden wir schon durch unseren Kameraden „Ulrich Mocka“ mit einer hiesigen flüssigen Spezialität erwartet.
Im Anschluß begaben wir uns auf eine Stadtführung durch das an der Donau gelegene Städtchen – Neuburg, besser bekannt als prächtiges Erbe einer glänzenden Geschichte. Die Stadt Neuburg mit rund 30.000 Einwohnern liegt eingebettet zwischen sanften Jurahöhen und dem Donaumoos als größtem Niedermoor Süddeutschlands.
Aus der bewegten Geschichte sind prächtige Bauwerke geblieben. Das über alles hervorragende Residenzschloss mit seinen unterschiedlichen Flügeln, Sälen und der Schlosskapelle. Pfalzgraf Wolfgang ließ 1560 – 1569 durch den niederländischen Meister Hans Schroer die Dekoration der Hoffassade mit biblischen Szenen in Sgraffito – Technik ausführen, diese ist Weltweit fast einzigartig.
Ein herausragendes Denkmal der Reformation ist die 1543 von Hans Bocksberger mit einem lutherischen Bildprogramm ausgemalte Schlosskapelle, der früheste protestantische Kirchenraum überhaupt. Der Karlsplatz, den einst Theodor Heuss als einen der schönsten Plätze der Republik bezeichnete, die Provinzialbibliothek, Oberes Tor und Stadtfestigung, vieles ist bis heute fast unversehrt erhalten.
So sehr das moderne Neuburg gewachsen ist, so unverfälscht lebt die historische in sich geschlossene „ Obere Stadt“ auf dem Höhenrücken über der Donau weiter. Auf ihren Plätzen, Strassen und Gassen lässt sich Geschichte erspüren und erleben.
Aufgrund der sehr lebhaft und informativ geführten Tour, konnten wir sehr viele Eindrücke unterschiedlichster Art für uns mitnehmen. Aus Sicht aller Beteiligten war die Stadtführung durch Neuburg ein sehr gelungener Auftakt der Exkursion. Während des gemeinsamen Abendessens gab es bereits einen regen Austausch über das noch vor uns liegende Programm.
Begonnen wurde der zweite Tag mit der Besichtigung des „Taktischen Luftwaffengeschwaders 74“.
Von November 1973 bis März 2005 trug das Jagdgeschwader den Beinamen „Mölders“, benannt nach seinem zweiten Kommodore „Oberstleutnant Werner Mölders“.
Somit war und ist es eines der Traditionsgeschwader der Luftwaffe der Bunderwehr.
Begleitet wurden wir auf dem Luftwaffenstützpunkt durch den uns bereits bekannten „Hauptmann“ Ulrich Mocka, diesmal standesgemäß in Uniform. Durch seinen sehr informativen Vortrag wurde uns die Luftfahrtgeschichte des Geschwaders und des Flughafens erläutert.
Von der ersten Landung eines „Euler Doppeldeckers“ 1912, über die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt, weiter als Umschulungsflughafen 1944 auf das erste Flugzeug mit Düsenstrahltriebwerk – Me 262, bis hin zum Frühjahr 1945 wo der Flughafen bei 6 Großangriffen mit 1500 Tonnen Bombenlast schwer beschädigt wurde.
Die gesamte Geschichte über die Eurofightervorgänger „F 104 Starfighter“ und „F 4 Phantom“ wurde uns sehr anschaulich nahe gebracht.
Heute untersteht das „Taktische Luftwaffengeschwader 74“ der NATO und überwacht rund um die Uhr den Luftraum über Deutschland. Das Luftwaffengeschwader 74 stellt hierzu zwei Jagdflugzeuge mit Piloten und Techniker an 365 Tagen im Jahr bereit. Diese Alarmrotte oder im Militärjargon „Quick Reaction Alert“ - QRA muss spätestens 15 min nach ihrer Alarmierung in der Luft sein.
Ausgerüstet ist die Flugstaffel mit dem Eurofighter Typhoon, ein mehrrollenfähiges Kampfflugzeug das von Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien in Gemeinschaftsproduktion entwickelt und gebaut wird. Durch seine Fähigkeit zur vernetzten Operationsführung ist er in einem engen Verbund sowohl mit den eigenen Luft, Land und Seestreitkräften einsetzbar.
2017 fiel der Startschuss für den Aufbau der neuen „Militärgeschichtlichen Sammlung“ des Neuburger Geschwaders. Ein kleines Team engagierter Soldaten machten sich daran, eine ausgediente Halle zu renovieren und über 2000 Ausstellungsstücken eine neue Heimat zu geben.
Anfang 2018 konnte dann die Ausstellung im Rahmen des traditionellen Neujahrsempfangs durch den damaligen Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müller eröffnet werden.
Bei einem Rundgang durch die 2200 m² große Ausstellungshalle wurde uns durch „Hauptmann Ulrich Mocka“ die Luftfahrtgeschichte sehr nahe gebracht. Zahlreiche Exponate des 2 Weltkrieges, wie die ausgegraben Teile einer Messerschmitt Me 262, ließen die Herzen der Teilnehmer höher schlagen. Einen absoluten Höhepunkt für viele war das Probesitzen im Cockpit einer „F 4 Phantom“.
Zu unserer großen Überraschung konnten wir in der Instandhaltungshalle den Eurofighter live bewundern. Bei einem kurzen Rundgang wurden uns viele Eigenschaften des Kampfflugzeuges erklärt. Abgerundet wurde der Besuch des „Taktischen Luftwaffengeschwaders 74“ mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Kantine des Luftwaffenstützpunktes.
Unser besonderer Dank gilt Herrn „Hauptmann Ulrich Mocka“ der uns in großer Verbundenheit mit seinem Luftwaffengeschwader einen unvergesslichen Besuch bereitet hat.
Am Nachmittag erwartete uns ein Besuch der „Hoffmann Mineral GmbH“. Die Hoffmann Mineral GmbH ist ein mittelständiges Bergbauunternehmen aus Neuburg an der Donau, sie ist das einzige bestehende Unternehmen welches „Neuburger Kieselerde“ abbaut. Neuburger Kieselerde lagerte sich vor bereits 95 Millionen Jahren als Sediment in einer damaligen Meeresbucht ab und blieb in den Vertiefungen erhalten.
Das Unternehmen wurde 1903 gegründet und beschäftigt rund 150 Mitarbeiter. Pro Jahr verkauft Hoffmann Mineral etwa 55.000 Tonnen des aufbereiteten Minerals.
Dafür müssen rund 150.000 Tonnen der rohen Kieselerde gewonnen werden. Neuburger Kieselerde wird vorwiegend als Füllstoff in Elastomeren, Farbe, Lacken sowie Poliermittel „Sonax“ verwendet.
Begleitet wurden wir durch den Tagebau „Riedesheim 1 + Riedesheim 3“ durch eine Geologin der Hoffman Mineral, sie konnte uns die bestehenden Tagebaue ausführlich erklären. Das aus den Tagebauen gewonnene Material ist so nicht direkt verwendbar, sondern muss im Werk in Neuburg in einem aufwendigen Verfahren von Steinen und gröberen Sandanteilen getrennt und anschließend wieder getrocknet werden.
Etwa 25 – 40 % sind somit als Endprodukt verwertbar, diese werden über Vertriebspartner in mehr als 100 Länder verkauft. Neben dem Hauptmarkt Deutschland wo ca. 50 % der Kieselerde verkauft werden, sind Asien und Nordamerika wichtige Märkte. Wie im Rheinland, wird hier höchster Wert auf die möglichst beste Wiedernutzbarmachung der Tagebaue als Rekultivierungsgebiet gelegt.
Im weiteren Verlauf des Tages hatten wir bei einer Führung die Möglichkeit, auf dem Betriebsgelände der Unternehmensgruppe Hoffmann, die Aufbereitung der gewonnen Kieselerde von der Roherdeanlage, über Trennanlage, Mischanlage, Trockneranlage, weiter über Veredlung bis zum Abpacken und Einlagern beizuwohnen.
Hier schließt sich dann der Kreis zur „SONAX – GmbH“. Aus der Geschichte der Firma Hoffmann entwickelte sich 1950 die Firma „SONAX“. Die Chemiker des Unternehmens entwickelten zunächst ein Silberputzmittel, von der später die uns allen bekannte Auto Politur abgeleitet wurde.
SONAX ist mittlerweile Marktführer in Deutschland sowie Österreich und erwirtschaftete mit rund 400 Mitarbeitern ca. 103 Millionen Euro – Zahlen aus 2016.
SONAX – Produkte werden in Rund 100 Ländern vertrieben, die Produktpalette umfasst zahlreiche Lackpflegeprodukte, Produkte für die manuelle Innen und Außenreinigung von Fahrzeugen sowie Autopflegeprodukte für den Wintervertrieb. Weiterhin werden Spezialprodukte für Industrie und Werkstätten, sowie Waschanlagen produziert.
Bei einer Führung durch die kompletten Betriebsanlagen, konnten wir Technik auf höchstem Niveau erleben. Von der Herstellung der eigenen Plastikflasche über Etikett, Befüllung und Verpackung bis zum Versand war alles dabei. Vielen wird die Firma SONAX aber auch durch das langjährige Engagement als Partner vieler Formel 1 Spitzenteams bekannt sein.
Hervorzuheben ist hier Ferrari mit dem 7 maligen Weltmeister „Michael Schumacher“.
Damit neigte sich ein Tag dem Ende entgegen,der über den Eurofighter, Tagebau und Kieselerde bis zur Autopolitur ein großes Spektrum zu bieten hatte.
An unserem dritten Tag der Exkursion, mussten wir aufgrund des extremen Hochwassers des Donau unser geplantes Programm bezüglich einer Donauschifffahrt abändern.
Nun führte uns die Fahrt zur „Bier und Kunst beim Kuchlbauer“ in Abensberg,hier präsentiert sich die Welt des Bieres auf ungewöhnliche Weise.
Der „Kuchlbauer Turm“ ist das Wahrzeichen dieser Brauerei. Es ist ein Architekturprojekt des weltbekannten Künstlers „Friedensreich Hundertwasser“, einem der erfolgreichsten Maler des 20. Jahrhunderts.
Der ursprüngliche im Jahre 1999 von Hundertwasser für Leonard Salleck dem Eigentümer der Brauerei erdachte Entwurf für einen 70 m hohen Turm, konnte in dieser Form nicht realisiert werden. Er diente nach Hundertwassers Tod als Inspiration für seinen langjährigen Freund und Mitarbeiter Peter Pelikan und dessen eigenständige Bearbeitung und Neuplanung des Projektes von 2007 – 2010.
Angenehme runde Formen, tanzende Fenster, unebene Böden und organische Linien, Zwiebeltürme und Baummieter – das sind die typischen Elemente von Hundertwassers menschengerechterem Bauen im Einklang mit der Natur. Weltweit einzigartig ist der Kuchlbauer Turm zudem innen und außen eine Hommage an das bayrische Bier.
Auf einer 90 minütigen Führung durch die gesamte Brauerei konnten wir den Kunstkeller sowie den Kuchlbauer Turm auf eigene Faust erkunden und einen großartigen Blick über Abensberg genießen.
Der Turmkeller präsentiert sich in herrlicher Farben und Formenvielfalt und beherbergt zudem die weltweit größte Weißbiergläsersammlung einer Brauerei.
Nach der Beendigung der Führung hatten wir noch Zeit im eigenen Biergarten verschiedene Weißbierspezialitäten zu genießen.
Gegen Spätnachmittag erreichten wir wieder unser Hotel, einige nutzten die Zeit um sich nochmals die Altstadt in Neuburg anzusehen, oder im Hoteleigenen Biergarten zu verweilen.
An unserem Abschlußabend würdigte unser Vorsitzender „Dipl.-Ing. Wilhelm Stock“ die hervorragende Betreuung unserer Bezirksgruppe durch das „Ehepaar Mocka“ mit einigen Präsenten aus dem Rheinland. Abgerundet wurde das ganze natürlich durch das „Bergmannslied“.
Samstags ging es dann planmäßig zurück in Richtung Rheinland mit einer Vielzahl neuer Eindrücke und Erlebten.
Ein besonderer Dank gilt unseren Organisatoren Wolfgang Engels undKlaus Jürgen Becker.
Durch eine sorgfältige Auswahl der Besichtigungsorte ist es ihnen gelungen technische, gesellschaftpolitische, umwelt und wirtschaftspolitische Themen anzubieten.
Text: Volker Krahe
Foto: Privat